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MIGRACHIV: Verónica Köhler, wie lebst du deine jüdische Familiengeschichte?

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„Da kamen Leute aus allen möglichen Ländern und haben Deutsch gelernt. Ich fühlte mich so, als hätte ich in einer Enzyklopädie gelebt. Da war plötzlich ein Essen und Geschmäcker waren neu und Gerüche und Einstellungen und Religionen und Weltanschauungen. Das war eine so lebendige Zeit für mich, und ich glaube, das hat mir geholfen, diesen Schock, dieses Trauma zu überwinden.“

Verónica Köhler lebt seit 1975 in Freiburg und arbeitet dort als Therapeutin. Schon in ihrer Jugend, in Chile war sie politisch aktiv – in den 1970er Jahren, in der Zeit des großen demokratischen Aufbruchs. 1973 setzte der faschistische Militärputsch dem ein jähes Ende. Viele mussten das Land verlassen und auch Verónicas Familie war in Gefahr. In einem Kontingent von Chilen:innen mit deutschen Wurzeln bekamen Köhlers 1975 in der Bundesrepublik Deutschland Asyl. Auch hier war Veronica aktiv in den sozialen Bewegungen. Sie interessierte sich für feministische Ideen und war dabei im Widerstand gegen das am Oberrhein geplante Atomkraftwerk Wyhl. Heute engagiert sich Verónica für Migrant:innen mit unsicherem Aufenthaltsstatus und ist aktiv in der egalitären jüdischen Gemeinde Freiburg.

„Dieses Bestreben nach Unabhängigkeit, das war immer sehr wichtig. Da konnte ich nie aufhören zu denken, wie ich das organisiere, wie ich mein Leben organisiere, also dass ich auch zu einer Zufriedenheit komme. Um diese ganzen Sachen unterzubringen, die ich schon mittlerweile erworben hatte an Kenntnissen und Fähigkeiten und Qualifikationen, habe ich eben die Ergotherapieausbildung gemacht, die mir tatsächlich eine Selbstständigkeit ermöglicht hat.“

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