Shorea Rieper setzt sich mit dem Verein Wahlkreis 100% für das Wahlrecht von in Deutschland lebenden Migrant*innen ein. Mit symbolischen Wahlen macht der Verein auch zur Bundestagswahl auf das Thema aufmerksam.
Shorea, du bist beim Wahlkreis 100% engagiert, wofür setzt sich der Verein ein?
Shorea: Am 26.09.2021 finden die Wahlen zum deutschen Bundestag statt, im Freiburger Stadtgebiet leben mehr als 190.000 Bürger*innen im wahlberechtigten Alter, jedoch dürfen 33.354 dieser Personen nicht mitwählen, da sie keine deutsche Staatsangehörigkeit haben. Der Wahlkreis 100% setzt sich für das (kommunale) Wahlrecht aller Bürger*innen im wahlberechtigten Alter ein. Unser Motto ist: „Hier lebe ich, hier wähle ich.“ Und dafür setzen wir uns ein. Wir sind der Meinung, dass alle, die von politischen Entscheidungen betroffen sind – dazu gehören Entscheidungen zu Mietpreisen, Kitaplätzen, Stadtplanung etc. – und alle, die hier Steuern zahlen, auch das Recht haben sollten, sich bei diesen politischen Entscheidungen zu beteiligen.
Welche Aktionen bereitet ihr derzeit vor?
Shorea: Der Wahlkreis 100% organisiert eine symbolische Wahl parallel zu den Bundestagswahlen. In Freiburg wird es zehn symbolische Wahllokale geben und ein Wahlmobil, in denen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft ihre symbolische Stimme abgeben können. Hinzu kommt, dass wir jeden Samstag einen Infostand in der Stadtmitte haben, an dem Leute schon jetzt ihre Briefwahl abgeben können. Mit den symbolischen Wahlen wollen wir ein Statement setzen. Wir wollen nicht mehr länger warten, bis wir offiziell wählen können – deshalb tun wir das jetzt einfach schon. Und zwar durch die symbolischen Wahlen, die wir organisieren. Denn es gibt immer mehr Menschen, die dürfen nicht dort wählen und mitbestimmen, wo sie ihren Lebensmittelpunkt haben.
Warum ist es für dich wichtig, sich sozial zu engagieren, insbesondere in Migrant*innenprojekten?
Shorea: Alltags-Rassismus und Diskriminierungen habe ich selbst leider auch schon erlebt, jedoch bin ich mir auch bewusst, dass ich super viele Privilegien besitze. Ich darf beispielsweise wählen. Mir ist es wichtig, mich besonders in diesem Bereich zu engagieren, um sich einerseits gegenseitig zu unterstützen und anderseits unsere Stimmen laut und sichtbar zu machen, dass sich was ändern muss. Für den Wahlkreis 100% setze ich mich ein, da unsere Gesellschaft so unglaublich divers ist, unser Bundestag jedoch leider nicht. Wie sollen sich die Leute vertreten und repräsentiert fühlen, wenn sie nicht wählen dürfen?
Mehr Infos zur Aktion „Hier lebe ich, hier wähle ich.“.